Was gerade im beschaulichen Weißenhorn-Wallenhausen, südlich von Günzburg bei Ulm vonstattengeht, lässt sich getrost als Revolution bezeichnen: Hier entsteht gerade das erste gedruckte Mehrfamilienhaus und gleichzeitig das größte gedruckte Haus in Europa. Das gesamte Gebäude kommt aus dem 3D-Betondrucker. Heute präsentierten die Bauherren, die Brüder Fabian und Sebastian Rupp von Rupp Gebäudedruck, vor zahlreichen Medienvertretern den Baufortschritt und sprachen über ihre Pläne und die Zukunft des Hausbaus allgemein.
„Unser Familienbetrieb ist seit über 25 Jahren ein kompetenter und zuverlässiger Partner für Architekten, Bauherren und Kommunen“, sagt Fabian Rupp. „Bisher ist das Bauhandwerk ein sehr traditionelles, das wir auch pflegen. Aber wir wollen mehr: Wir revolutionieren den Hausbau!“ Gemeinsam mit seinem Bruder Sebastian hat er darum Rupp Gebäudedruck gegründet: „Wir wollen den 3D-Betondruck weiterentwickeln und werden dazu auch selbst forschen und entwickeln. Unser Ziel ist es, die neue Technik massentauglich zu machen, um so das Bauen insgesamt nachhaltiger zu gestalten.“ Wie gut das bereits funktioniert und welche Herausforderungen dabei eventuell noch zu meistern sind, soll das gerade entstehende Mehrfamilienhaus in Wallenhausen zeigen.
Modern gedruckt, aber klassisch gestaltet
Gedruckt wird das Haus von PERI – international einer der größten Hersteller und Anbieter von Schalungs- und Gerüstsystemen – mit einem 3D-Betondrucker des Typs BOD2. Das sind die Eckdaten:
Bauweise:
Eine weitere Besonderheit: Das Haus ist kein Ausstellungsstück, sondern soll nach seiner Fertigstellung von Mietern bezogen werden. Zu jeder der vier Zweizimmerwohnungen, die gut 71 Quadratmeter groß sind, gehört ein Kellerraum und eine Terrasse. Die einzige Vierzimmerwohnung im Haus liegt im Dachgeschoss und verfügt ebenfalls über einen Kellerraum. Außerdem befinden sich im Keller ein Wäscheraum, der gemeinsam genutzt wird, sowie ein Technikraum, in dem sich die Heizungsanlage und Haustechnik befindet.
Nachhaltigkeit als wichtiger Treiber
Gebaut wird im KfW-55-Standard. Dadurch werden nicht nur die anfallenden Treibhausgasemissionen bei der Gebäudebewirtschaftung reduziert; der niedrige Energiebedarf schont über die Heizkosten auch den Geldbeutel der Bewohner. Zu niedrigen Energiekosten soll auch die Außendämmung beitragen, die bereits beim Druck des Rohbaus beginnt: Die Außenwand besteht aus einem zweischaligen Wandaufbau. Die äußere gedruckte Hohlwand wird mit einer mineralischen Einblasdämmung gefüllt, die innere mit Ortbeton ausbetoniert. Dadurch wird zudem ein maximaler Schallschutz innerhalb der Wohnungen gewährleistet.
Eine Wohnung wird zur Musterwohnung, die besichtigt werden kann
Damit potenzielle Bauherren und Architekten, die sich für die neue Technologie interessieren, am „lebenden Objekt“ sehen können, was mit dem 3D-Betondruck alles möglich ist, wird eine der Wohnungen als Musterwohnung eingerichtet. „Wir werden einige Wände unverputzt lassen und als Sichtwände gestalten, so dass sich Interessierte einen Eindruck verschaffen können, wie das Druckergebnis ‚pur‘ aussieht“, sagt Sebastian Rupp. Außerdem wird die Außenfassade des gesamten Hauses als Sichtwand erstellt. „Wir versiegeln die Fassade lediglich, um sie vor der Witterung zu schützen, aber sie wird nicht verputzt. Ich bin sicher, das wird nicht nur sehr schick aussehen, sondern auch für einige Aufmerksamkeit bei interessierten Anwohnern und potenziellen künftigen Bauherren sorgen!“